Rückblick auf den Climate Content Day – Climate Storytelling in den Unterhaltungsmedien

Aus dem Hochschulmagazin Zett

Am 27. März 2025 fand an der ZHdK der erste «Climate Content Day» statt. Die Fachrichtung Cast / Audiovisual Media hatte gezielt die Film- und Medienbranche eingeladen, erreichte jedoch unerwartet viele Akteur:innen aus Klimaforschung und Kommunikation. In Referaten und Panels mit hochkarätigen Sprecher:innen wurde klar, dass Klimageschichten nicht nur informieren, sondern auch Emotionen auslösen und motivieren können.

Rund 120 Teilnehmende aus Klimawissenschaft, Medien, Kultur und Kommunikation trafen sich im Museum für Gestaltung Zürich, um sich mit der Frage zu beschäftigen, wie Klimawandel audiovisuell und vor allem unterhaltsam erzählt werden kann. Ergänzend zum Tagesprogramm wurden studentische Projekte aus Cast / Audiovisual Media sowie Forschungsprojekte von Knowledge Visualization in einer kleinen Ausstellung im Saal präsentiert.

ETH-Klimaforscher Dr. Michael Windisch veranschaulichte zum Start des Tages die aktuelle Lage: In der Schweiz ist die Erwärmung doppelt so hoch wie im globalen Durchschnitt. Die Erkenntnis sei vorhanden – jetzt brauche es konkrete Massnahmen. Die Zukunftsvisionen zu gestalten, spiele dabei eine entscheidende Rolle. Aktuelle Beispiele und Strategien aus der Klimakommunikation präsentierte die Geschäftsführerin von Myclimate Schweiz, Kathrin Dellantonio.

Lucy Stone, Gründerin der britischen Organisation «Climate Spring», sprach von einer Krise der Vorstellungskraft. Es fehle an Geschichten, die Zukunft positiv denken und konkrete Handlungsspielräume aufzeigen. Auch in der Popkultur seien solche Inhalte kaum sichtbar. Neben Worldbuilding sieht sie viel Potenzial in Geschichten rund um Klima-Gerechtigkeit und Transformation.

Regisseur Lars Jessen und Nicole Zabel-Wassmuth aus Deutschland plädieren mit ihrer Initiative «Planet Narratives» für mehr Klimabezug in fiktionalen Inhalten – nicht als Zusatzthema, sondern als selbstverständlicher Teil der erzählten Welt.

Lars Jessen bringt diese Haltung direkt in seinen Filmen und Serien zur Anwendung. Darüber hinaus berät das Team von «Planet Narratives» TV-Sender, wie sich Klimabezüge niedrigschwellig in bestehende Formate integrieren lassen.

Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Dr. Irene Neverla zeigte anhand ihrer Forschung: Nur 0,6 % der fiktionalen TV-Inhalte in Deutschland behandeln Klimathemen. Zwei Drittel der befragten Menschen sagten, dass sie im Fernsehen mehr über Klimawandel erfahren möchten – aber anders, nicht moralisierend und lösungsorientiert.

Paolina Stefani (Filmemacherin und Freelancerin für «Earthrise Studio») betonte die Rolle von Design und visueller Sprache: Gute Gestaltung kann komplexe Inhalte verständlich und emotional zugänglich machen – besonders in digitalen Formaten und sozialen Medien. Die Arbeit des Earthrise Studios basiert auf einem klaren Leitsatz:

Stories shape cultures, cultures shape values, values shape leaders, policy – and ultimately systems.

Für einen ungewöhnlichen Zugang sorgte Matt Winning, Klimaforscher und Comedian. Er lieferte den Beweis, dass man über die Krise auch lachen darf – und vielleicht sogar muss. Mit trockenem britischem Humor brachte er das Publikum zum Nachdenken. Sein Fazit: «Make it personal. Make it funny. Make it hopeful.»

Zum Abschluss wurden drei Schweizer Praxisbeispiele vorgestellt: eine Erklärvideo-Serie der «Republik», verschiedene Produktionen der Westschweizer Firmen «Nous Prod» und «La Souris Verte», sowie der Dokumentarfilm «Aiming High» der Zürcher Regisseure Alun Meyerhans und Flavio Gerber.

Die wichtigsten Take-Aways des Symposiums:  

  • Durch Storytelling können Fakten stärker wirken
  • Hoffnung statt Angst als Erzählstrategie nutzen
  • Humor und Leichtigkeit ermöglichen den Zugang zu Klimathemen
  • Emotionale Anbindung des Publikums an Klimathemen ist zentral
  • Die Klimakrise ist auch eine Erzählkrise – neue Narrative und Bilder sind gefragt
  • Fiktionale Filme spielen eine Schlüsselrolle
  • Klimawandel muss nicht im Vordergrund stehen, soll aber in der Story miterzählt und integriert werden, und somit unsere Realität abbilden.

Die Rückmeldungen zum «Climate Content Day» fielen sehr positiv aus. Teilnehmende aus unterschiedlichsten Disziplinen – darunter auch Personen, die seit vielen Jahren in der Klimakommunikation tätig sind – berichteten, dass sie neue Perspektiven gewonnen und wertvolle Impulse mitnehmen konnten.

Zur vollständigen Meldung
Dr. Matt Winning. Foto: Guillaume Musset
Dr. Matt Winning. Foto: Guillaume Musset